Raus aus dem toten Winkel

ein Herzensprojekt des Round Table 26 Essen

Als Teil von Round Table Deutschland ist es uns eine Herzensangelegenheit dieses lebensrettende Projekt dauerhaft fortzuführen und die Kinder an Essener Grundschulen für die Gefahren im Straßenverkehr zu sensibilisieren. Bereits im Jahr 2008/2009 wurde die Aktion „Raus aus dem toten Winkel“ von den Mitgliedern des Round Table Deutschland als nationales Serviceprojekt gewählt (https://www.toter-winkel.de), was bedeutet, dass das Projekt seitdem deutschlandweit von über 230 Tischen in ungezählten Aktionstagen umgesetzt wurde. Allein hier in Essen wurden seitdem durch den Round Table über zwanzig ehrenamtliche Aktionstage durchgeführt.

2008/2009

Start des Service-Projektes

230

teilnehmende Tische in Deutschland

>20

Aktionstage in Essen

Morgens 7.30 Uhr an einer Essener Grundschule: Ein großer Fahrschul-LKW, wenn möglich inklusive Anhänger, wird durch das Schultor rangiert und zentral auf dem Schulhof geparkt. Rund um den LKW werden rot-weiße Pylone aufgestellt, großflächig werden Bereiche mit Flatterband markiert. Die ankommenden Schüler staunen nicht schlecht: Der heutige Schultag scheint ganz schön abwechslungsreich zu werden…

Bereits seit mehreren Jahren veranstalten wir in Kooperation mit dem „Verkehr & Logistik Service – die Kraftfahrer Schule“ (www.vuls.de) ehrenamtliche Aktionstage an Essener Grundschulen, um den kleinsten und jüngsten Verkehrsteilnehmern die Gefahren des Straßenverkehrs so anschaulich und eindrücklich wie möglich näher zu bringen. Dabei konzentrieren wir uns insbesondere auf die Kinder der 1. und 2. Jahrgangsstufen, die häufig (und aus unserer Sicht vollkommen zu Recht!) alleine ihren Schulweg bewerkstelligen, sich aber der Gefahren, die dabei auf sie lauern können noch gar nicht bewusst sind.

8.05 Uhr: Die Schulglocke läutet, die erste Schulstunde beginnt. Der Schulhof leert sich deutlich langsamer als sonst. Um unseren „kleinen Versuchsaufbau“ scharen sich neugierige Trauben an Mädchen und Jungen; die für den „toten Winkel“ markierten Bereiche werden als Rolle beim Fangen spielen benutzt. Nach mehrfachen freundlichen Aufforderungen durch das Lehrpersonal und dem Versprechen, dass auch ihre Klasse heute noch eine „besondere Schulstunde“ erleben wird, machen sich die Kinder auf den Weg zu ihrer Klasse. Für 25 Mädchen und Jungen einer ersten Jahrgangsstufe geht es jetzt aber nicht um das ABC oder die Zahlen von 1 bis 10. In den nächsten 45 Minuten steht – überwiegend spielerisch – die Frage im Raum: Was ist der tote Winkel und wie halte ich mich bestmöglich außerhalb des toten Winkels auf?

Es gibt in Deutschland keine verlässliche Statistik, wie viele tödliche Unfälle durch den „toten Winkel“ jährlich verursacht werden, aber der HUK-Verband Köln hat in den 90er Jahren ermittelt, dass von 6 getöteten Radfahrern, die von einem LKW erfasst wurden, sich vier im toten Winkel des nach rechts abbiegenden LKW befanden. Geschätzt wurde, dass es in Deutschland 140 Todesopfer aufgrund rechts abbiegender LKW gibt.

8.10 Uhr: Nach einer kurzen Begrüßung ist die Klasse schnell in vier Gruppen aufgeteilt. Während sich die ersten drei Gruppen auf die markierten Bereiche des toten Winkels verteilen – schräg hinten rechts, schräg hinten links und frontal vor dem LKW – dürfen die Kinder der vierten Gruppe nacheinander „auf dem Bock“ im Führerhaus Platz nehmen. Nicht nur diese, für viele Kinder einmalige Gelegenheit, ist für die Mädchen und Jungen ein unvergessliches Erlebnis, auch die Erkenntnis, dass sie trotz des Blicks in die mittlerweile doch sehr umfangreichen Spiegel keine Möglichkeit haben, die exakte Anzahl der im toten Winkel stehenden Klassenkameradinnen und 
-kameraden zu zählen, ist für die meisten ziemlich erschreckend.

Eine halbe Stunde später hatten alle Kinder die Gelegenheit sich einen Überblick aus dem Führerhaus zu verschaffen. Vielen wird, trotz ihrer jungen Jahre, schnell klar, dass die Übersicht des Fahrers sehr eingeschränkt ist. Am Ende der Schulstunde darf auch die Lehrkraft noch einmal am Steuer Platz nehmen. Zuvor wurde durch uns die gesamte Schulklasse (!) frontal vor dem LKW platziert und die Lehrkraft darf raten, wo sich ihre Klasse befindet. Es ist immer wieder beeindruckend mitzuerleben, wie überrascht die Lehrerinnen und Lehrer sind, wenn plötzlich die gesamte Klasse aus dem toten Winkel vor dem LKW auftaucht.

Irgendwann gegen 11.30 Uhr / 12.00 Uhr: Der Aktionstag neigt sich dem Ende, die toten Winkel werden „abgebaut“. Um den Kindern ganz zum Schluss ein letztes eindrückliches Bild zu vermitteln, zeigen wir allen Klassen die pure Kraft eines LKW: Wie im Straßenverkehr leider schon viel zu häufig beobachtet, biegt der Fahrschul-LKW nach rechts ab und übersieht dabei das sich im toten Winkel befindliche Kinderfahrrad. Das Fahrrad fällt, der Rahmen bricht und nach nicht einmal 10 Sekunden ist aus dem Kinderfahrrad ein verbogener Haufen Altmetall geworden. Wird die Aktion im ersten Moment von vielen Kindern mit „Johlen und Geschrei“ gefeiert, ist es umso ruhiger, wenn wir Ihnen erklären, dass im echten Leben das Fahrrad von einem Kind gefahren worden wäre, welches jetzt ebenfalls unter den Reifen des LKWs liegen würde.

„Raus aus dem toten Winkel“ – ein Herzensprojekt des Round Table 26 Essen, welches wir noch möglichst lange an die Essener Grundschulen tragen wollen!